ORF KULTUR
Undine – Bachmannprojekt auf der Heunburg
„Undine – Das Bachmannprojekt“ bringen Susanne Kubelka und Dirk Schilling bis 18. August auf der Heunburg auf die Bühne. Es entsteht ein sehr vielschichtiges Gesamtkunstwerk aus Schauspiel, Musik und Gesang.
Ingeborg Bachmanns berühmte Erzählung und einige ihrer schönsten Geschichten kann man in dieser Inszenierung neu entdecken.
Verletzlich, stark, charmant und immer wieder auch wütend stellt Susanne Kubelka die Undine auf der Heunburg dar. Szenentext: „Es hat mich zum Staunen gebracht, dass ihr euren Frauen Geld gebt zum Einkaufen und für die Kleider und für die Sommerreise, da ladet ihr sie ein. Ladet ein! Versteht sich! Zahlt! Ihr kauft und lasst euch kaufen.“
Diese Undine rechnet ab. Sie kann mit der Welt der Menschen und vor allem der Männer nichts mehr anfangen, mit diesen großen und kleinen Lebenslügen im Beruf und in den Beziehungen zu ihren Frauen. Undine ist eine Nixe, ein traumhaft schönes Wesen, das zwischen den Welten lebt. „Ihr Ungeheuer, mit diesem Namen, den ich nicht vergessen kann. Immer nur einer ist es, den ich nicht vergessen kann. Wenn ich euch auch alle vergesse, ganz und gar vergesse, wie ich euch ganz geliebt habe.“
Undine weiß, dass härtere Tage kommen werden, wie es im berühmten Gedicht von Ingeborg Bachmann steht. Sie kommen immer dann, wenn es in den Köpfen und Herzen der Menschen enger wird und nur noch eine Meinung die richtige ist. Das gilt auch für das Ziehen von Grenzen.
Lieder gegen die Engstirnigkeit
Aus Gedichten werden Lieder, Lieder gegen die Engstirnigkeit und Einfallslosigkeit. Lieder als Weckruf fünf vor zwölf. Susanne Kubelka ist auf der Heunburg eine verletzliche, starke, charmante und immer wieder auch wütende Undine. Eine Paraderolle für die aus Klagenfurt stammende Schauspielerin, die auf der Bühne alle Register zieht. Vieles, was Undine über die Menschen und ihre Kleingeistigkeit sagt, ist auch Kubelka sehr nahe: „Dass es eine wahnsinnig schöne Idee gibt, aber sobald sie zum Dogma wird oder nur noch das und das Gute das Gute ist und das und das Gute ist auf einmal das falsche. Darum geht es einfach sehr stark, um dieses Befestigen und Einmauern von eigentlich großen Gedanken des Menschen.“
Musik von Dirk Schilling
Auch Dirk Schillings Musik sorgt dafür, dass der Theaterabend tief berührt, aber nie kitschig oder sentimental wird. Er findet die Undine als Figur großartig: „Undine ist das Chaos in uns, ist ein Teil des universellen Menschen. Undine lässt sich nicht festnageln. Undine lässt sich nichts erzählen. Und Undine lässt sich auch kein X für ein U vormachen. Die sieht kristallin und klar sofort, um was es geht beim Menschen.“ Beim Menschen geht es auch darum, hinter die Maske zu schauen, hinter die großen Ankündigungen, hinter die großen, aber auch die kleinen Lügen.
Susanne Kubelka: „Dass es einfach so klein gemacht wird, das Leben, dass die Dinge so klein gemacht werden und so stark beurteilt werden. Und das stellt Undine komplett in Frage und deswegen ist es so wunderschön, weil sie dem Leben und dem Tod einfach einen irrsinnig großen Raum gibt dadurch.
Die verführerische Fremde
Undine ist aber auch die Fremde, die die vermeintlich braven Männer in Versuchung führt, die ihrer Verführungskunst erliegen und sie dann dafür verdammen. Kubelka lebt seit kurzem wieder in Kärnten, in Eisenkappel. Hier entstand gemeinsam mit Dirk Schilling auch das Bachmann-Projekt. Dass die beiden zusammen leben, bedeutet aber nicht, dass sie alles gemeinsam machen oder immer miteinander arbeiten, so Schilling: „Da gibt es auf einmal eine Akkordfolge, mit der ich komme und Susanne hört sie im Nebenzimmer und sagt, ja das ist ja genau für die und die Stelle. Oder sie spielt Sachen und ich trommel dazu oder mach Sounds dazu und so verbindet sich das.“
Auf der Bühne sind die beiden ein perfekt eingespieltes Team, ergänzen einander in jeder Minute des Abends. Undine, ein Bachmann-Projekt, ist, wie Theater sein soll, zutiefst berührend und zum Nachdenken anregend. Kubelka sagte: „Ich wünsche mir für unsere Vorstellung, dass es intensiv ist, dass man durch ein Meer gezogen wird und dass man sich wieder an die Freiheit erinnert, an die eigene Freiheit erinnert.“ Das Bachmannprojekt ist bis 18. August auf der Heunburg zu sehen.
(Michaela Monschein)